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Die Poststraße nach Wittenberg

eine gepflasterte Poststraße im Fläming
eine gepflasterte Poststraße im Fläming

Der Weg von Belzig über Raben nach Wittenberg war Teilstück einer Straße, die den Havelübergang bei Brandenburg im Norden mit dem Elbübergang bei Wittenberg im Süden verband. Diese Route wurde bereits seit dem Mittelalter benutzt. Der Reformator Martin Luther reiste auf ihr am 13. Januar 1530 von Wittenberg aus nach Belzig, um hier Kirche und Schule zu visitieren. Ende 1632 kam auch der Leichenzug des Schwedenkönigs Gustav II. Adolfs, der in der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 getötet worden war, über diesen Weg von Wittenberg nach Belzig und zog von hier aus nach Brandenburg/Havel weiter.

Eine Straße im heutigen Sinne war die Route Wittenberg-Belzig-Brandenburg freilich nicht. Bei den "Straßen" des Mittelalters und der früher Neuzeit handelte es sich nämlich lediglich um Erdwege, die zumeist unbefestigt waren und die in ihrem Verlauf durch Flussübergänge, Bergpässe und Handelsplätze bestimmt wurden. Sie konnten in der Regel nur bei trockener Witterung ohne größere Schwierigkeiten benutzt werden. Vielfach waren sie nicht mehr als Sandstreifen im Gelände, die nicht beackert und bepflanzt werden durfte, damit sie beständig dem Verkehr zur Verfügung standen. Nur besonders kritische Stellen wurden mit einfachen Knüppel- oder Steindämmen überwunden. Wenn sich der Verkehr auf andere Routen verlagert hatte, verschwanden solche "Straßen" oftmals nahezu spurlos. Erst Ende des 18. Jahrhunderts begann der Bau durchgehend gepflasterter Chausseen, die noch lange als Kunststraßen bezeichnet wurden, um sie von den alten "Straßen" zu unterscheiden.

Anno 1703 richtete der sächsische Oberpostmeister Johann Jacob Kees sen. eine fahrende Post von Wittenberg über Raben nach Belzig und zurück ein. Damit fand das damals noch sächsische Amt Belzig-Rabenstein Anschluss an Sachsens Postverkehr. In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts pendelte der Postwagen zwischen Belzig und Wittenberg lediglich einmal in der Woche.

Text: Dr. Phil. Mattias Helle